Als zum 15.05.1921 Christian Lücke sen. die Gewerbeanmeldung zur Dachdeckerei bei der Handwerkskammer in Holzminden einreichte, ahnte wohl niemand, dass über 100 Jahre später aus einer kleinen Handwerksmanufaktur ein über die regionalen Grenzen hinaus bekanntes Traditionsunternehmen erwachsen würde. Mit den gesammelten Erfahrungen, Bekanntschaften und Erlebnissen des letzten Jahrhunderts könnten ganze Bibliotheken gefüllt werden. Die nachstehende Kurzzusammenfassung soll daher nur als ein kompakter Blick zurück auf 100 Jahre Dachdeckertradition verstanden werden.
Die Zeiten Anfang der 1920er Jahre waren alles andere als einfach und wurden in den 30er und 40er Jahren nicht weniger anspruchsvoll. Dachdecker wurden händeringend benötigt, damals eine sehr kräftezehrende und anstrengende Tätigkeit ohne moderne Hilfsmittel, wie z.B. Aufzüge oder Hubarbeitsbühnen. Christian Lücke sen. legte 1934 erfolgreich die Meisterprüfung im Dachdeckerhandwerk in Holzminden ab – der Grundstein unseres Familienunternehmens bis heute.
Per Fahrrad und Moped ging es aus Brökeln heraus in die umliegenden Ortschaften, wo aus Zwischendepots Wägen und Schubkarren mit Leitern, Werkzeugen sowie Baumaterialien bepackt wurden. Anschließend ging es Richtung Baustelle zur Herrichtung von Dächern, Fassaden etc. Vorwiegend von Frühjahr bis in den Herbst hinein, in den strengen Wintermonaten ruhten üblicherweise die Tätigkeiten auf dem Bau. Handwerksbetriebe, die von der Witterung abhängig waren und ihre Arbeiten im Außenbereich verrichteten, waren zur damaligen Zeit bereits mehrgleisig aufgestellt: So wurde über die unbeständige und kalte Jahreszeit hinweg z.B. mit Hausschlachtungen ein Nebenerwerb generiert.
Unter sehr erschwerten Bedingungen wurden die Nachkriegsjahre angegangen. Viel Arbeit und eine stetige Materialmangelwirtschaft waren die täglichen Begleiterscheinungen für nahezu alle Handwerksbereiche. Das Wirtschaftswunder war im vollen Gange und der Name Lücke wurde mehr und mehr mit einer hervorragenden und meisterlichen Ausführungsqualität verbunden. Anfang bis Mitte der 1950er Jahre schlossen Christian Lücke jun. und Werner Lücke an der Handwerkskammer in Hildesheim Ihre Dachdecker- Meisterausbildung ab – der Weg für die 2. Generation in das Familienunternehmen war geebnet.
Dacheindeckung mit Sandsteinen – Schloss Hehlen
Einrüstung des Turm vom Schloss Hehlen
Dacheindeckung mit Schiefer – Kirche Hohe
Dachdeckereinsatz für Hangsicherungen – Steinmühle
Arbeiten an einer Hausfassade
Typischer Nebenerwerb im Winter mit Hausschlachtungen
Sehr solide und mit stetigem Wachstum konnten die folgenden Jahre absolviert werden. Um den beengten Platzverhältnissen am heimischen Standort entgegenzuwirken, wurde der Firmensitz in das Gewerbegebiet nach Bodenwerder verlegt. Von dort aus erfolgten Aufgaben, die weit über die eigenen Kreisgrenzen hinaus reichten. Großes Thema u.a. damals wie heute: die Kommunikation. Ein hohes Maß an Eigeninitiative und Improvisationstalent waren von den Mitarbeitern gefragt, da zu dieser Zeit noch keine Smartphones oder Tablets für eine schnelle Rückfrage zur Verfügung standen. Bevor die Fahrt auf die Baustelle angetreten wurde, genügte beispielhaft morgens eine kurze Abstimmung mit dem Meister zu den nächsten Projektabschnitten, um alle Folgeschritte zu definieren. Heutzutage kaum mehr vorstellbar, wird dies jedoch oftmals als die ideale Zeit für Dachdecker-Romantiker betitelt.
Dacheindeckung mit Schiefer für ein Einfamilienhaus
Ehemaliger Betriebsstandort in Bodenwerder
Umzug Stadtfest Hehlen
Mit Uwe Lücke wurde die Dachdeckertradition fortgeführt. In Mayen wurde 1984 die Dachdeckermeister-Ausbildung erfolgreich abgelegt sowie im Jahr 1990 die Bauklempner- Meisterausbildung in Regensburg absolviert. Bereits zu dieser Zeit wurde mit dieser weiteren Meisterausbildung deutlich, dass die klassischen Anforderungen an Dach und Fassaden umfangreicher geworden sind. Durch das erlangte Wissen in diesen Ausbildungen konnte die weitere Ausrichtung des Unternehmens gestaltet werden.
In diesen Jahren war vieles im Wandel, beispielhaft seien hier genannt: die Gründung eines weiteren Standorts in Sachsen-Anhalt nach der Wiedervereinigung, eine eigene Kantabteilung wurde in Bodenwerder etabliert, bundesweite Tätigkeiten waren keine Ausnahme, erste Projekte im Bereich des damals neuerlichen Metallleichtbaus. Zu Spitzenzeiten agierte eine hohe 2-stellige Mitarbeiterzahl an den Standorten.
Die langjährige Mitgliedschaft in der Dachdecker-Innung Holzminden hat uns schon immer mit einer Verantwortung gegenüber der Fachkräfte-Ausbildung von morgen betraut. In den 1970er bis 1990er Jahren wurde eine schier endlose Anzahl an Dachdecker-Lehrlingen ausgebildet, vielen Gesellen wurde die Ausbildung zum Dachdeckermeister ermöglicht, Aus- und Fortbildungen in verschiedenen Bereichen wurden angeboten. Noch heute begegnen wir vielen Menschen bei uns in der Samtgemeinde, die eine handwerkliche Ausbildung im Hause Lücke durchlaufen haben und sich an diese Zeit gerne zurückerinnern.
Industriebau in den 1990er Jahren
Erste Dacheindeckung mit Sandwichpaneelen Mitte der 1990er Jahre in Bodenwerder
Eindeckung mit Sandwichpaneelen Betonsteinwerk in Bodenwerder
Betriebsbedingte Veränderungen rückten den Gründerstandort in Brökeln wieder in den Fokus. Von hier aus wurde dem Geschäftszweig des Metallleichtbaus bzw. des gewerblichen Flachdachbaus ab dem Jahr 2004 stetig höhere Aufmerksamkeit gewidmet. Der Erfolg und das Feedback zeigten, dass diese Entscheidung goldrichtig gewesen ist. Es folgten in einzelnen Etappen die kontinuierliche Erweiterung am Standort und die Weiterentwicklung vom Dachdeckerbetrieb zum spezialisierten Montagebetrieb für den Metallleichtbau sowie Flachdachbau. Durch Aktivitäten in Industrieverbänden konnten Neuerungen, Innovationen und Erkenntnisse stets unmittelbar in das eigene Tagesgeschäft integriert werden – stets zum Nutzen unserer Kunden.
Einen wichtigen Einfluss hatte in dieser Zeit unser „Altmeister“ Werner Lücke, der stets die wichtige Verbindung zu unserer Stammkundschaft aus dem Privatbereich pflegte und unser Familienunternehmen mit den bis heute gültigen Werten prägte. Hierdurch ist es uns stets gelungen, den Spagat zwischen den Arbeiten der klassischen Dachdeckertradition sowie den modernen Anforderungen im Bereich des Gewerbebaus zu erfüllen.
„Altmeister“ Werners hohes Ansehen wurde geprägt durch seine fachliche Expertise und menschlichen Charakterzüge. Wir sind daher sehr froh, dass er bis heute noch bei uns tagtäglich präsent ist: Die Karikatur von ihm des Bildhauers Burkhard Mohr findet sich z.B. auf unseren Fahrzeugen der Firmenflotte sowie Geschäftsunterlagen wieder.
Die Karikatur – Werner Lücke
Die Weichen für die Zukunft sind gestellt. Unsere kleine Dachdeckerunternehmung hat sich zu einem bundesweit hoch angesehenen Problemlöser für komplexeste Anforderungen entwickelt. Eine breite Stammkundschaft vertraut nahezu blind auf unsere Expertise und Ratschläge, stets im Einklang mit den gestellten Vorgaben sowie Einhaltung von Normen und Regelwerken. Ein hoher Vertrauensbeweis, dem wir uns gerne bei jedem neuen Projekt erneut stellen.
Der Standort im heimischen Brökeln wird kontinuierlich weiterentwickelt, neue Büro- und Besprechungseinheiten wurden ausgebaut sowie angrenzende Grundstücke zur Kapazitätserweiterung erworben. Besonders die Räumlichkeiten im ehemaligen Gasthaus Siever dürften Gästen nachhaltig in Erinnerung bleiben, ist hier für die Büro- und Konferenzräume im Zuge der Renovierung ein eindrucksvoller Spagat zwischen historisch geprägter Gaststuben-Gemütlichkeit und hochmoderner EDV-Einrichtung gelungen.
Mit dem Einstieg von Sebastian Lücke Anfang 2023 wird die Staffelübergabe zur 4. Generation im Familienunternehmen in den nächsten Jahren erfolgen. Verantwortung für unsere Mitarbeiter mit deren Familien sowie partnerschaftliche Zusammenarbeit ggü. unseren Kunden waren und sind wichtige Werte in unserem Unternehmen.
Die Anforderungen an Handwerksunternehmen werden zukünftig sicher nicht weniger anspruchsvoll werden. Neue Herausforderungen warten nahezu tagtäglich bereits auf uns, diesen treten wir mit innovativen Ideen und Lösungen entgegen. Wir sind bereit und freuen uns auf eine spannende Zukunft. Gemeinsam mit unserem phantastischen Team und unseren erstklassigen Partnern sind wir bereit, diese zu bestreiten und für den Erhalt der Handwerkstradition anzutreten.